PSK-Jugendfussball.de: „Hallo Patrick, stelle dich bitte kurz vor. Seit wann bist du Schiedsrichter und wie hoch pfeifst du?“
Patrick: „Hallo zusammen, mein Name ist Patrick Rassl, ich bin 16 Jahre alt und ich pfeife seit 2016 für den PSK. Meine höchste Spielklasse im Herrenbereich ist seit kurzem die A-Klasse.“
PSK-Jugendfussball.de: „In den letzten Tagen wurde mehrfach von Übergriffen auf Schiedsrichter berichtet. Neben verbalen Beleidigungen kam es sogar zu Körperverletzungen. In Berlin und im Saarland sind die Schiedsrichter deswegen gar in den Streik getreten. Wie siehst du die aktuelle Situation?“
Patrick: „Die aktuelle Situation ist sehr kritisch zu bewerten. Ich finde es sehr schade, dass manchmal bei einem kleinen Anteil der Spieler die Sicherungen durchbrennen. Ich kann Emotionen auf dem Fußballplatz verstehen, allerdings haben Beleidigungen oder sogar Gewalt auf dem Fußballplatz nichts verloren. Es gab im Fußballverband Berlin 53 Angriffe auf Schiedsrichter allein in dieser Saison (Quelle: Spiegel Online). Deshalb finde ich es verständlich, dass die Schiedsrichter aus Berlin und aus dem Saarland streiken, um zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann.“
PSK-Jugendfussball.de: „Hast du auch schon kritische Situationen als Schiedsrichter erlebt?“
Patrick: „Ich selber wurde zum Glück noch nie angegriffen oder bedroht. Allgemein sind, meiner Meinung nach, hier im Kreis Karlsruhe Angriffe auf Schiris und Spielabbrüche selten. Meine schlimmste Erfahrung mit Gewalt im Fußball war bei einem Herren-Freundschaftsspiel bei einem Turnier. Hier hat ein Spieler nach einem Foulspiel seinem Gegenspieler ins Gesicht geschlagen. Dieser musste logischerweise das Feld verlassen.“
PSK-Jugendfussball.de: „Wie gehst du mit persönlichen Angriffen um? Wurdest du im Rahmen der Schiedsrichter-Ausbildung darauf vorbereitet?“
Patrick: „Bei der Schiedsrichter-Ausbildung und bei den monatlichen Sitzungen wird man im theoretischen Sinne darauf vorbereitet. Einem wird erklärt, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll und was für Maßnahmen man ergreifen kann. In der Praxis ist es natürlich nochmal ganz anderes. Hier steigt bei allen Beteiligten der Puls und es geht heiß her. Am wichtigsten ist daher Ruhe zu bewahren und auf den Eigenschutz zu achten. Man muss wissen, wann man wo dazwischen geht und wann man es lieber bleiben lässt. Eine wichtige Stütze sind auch die anderen Schiedsrichter-Kollegen. Mein Freundeskreis hat sich durch die Schiedsrichterei sehr vergrößert. Und das ist auch gut so. Denn nur, wenn man mit anderen Menschen, die eventuell schon mal ähnliche Situationen erlebt haben, sich über diese austauscht und informiert, kann man die Ereignisse gut aufarbeiten.“
PSK-Jugendfussball.de: „Was wünscht du dir als Schiri von Spielern, Trainern und Zuschauern?“
Patrick: „Das ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage, da ich auf keinen Fall will, dass die Emotionen aus dem Fußball verschwinden. Die gehören einfach dazu. Allerdings darf man die Grenze nicht überschreiten und es muss auf dem Platz jeder jeden Respektieren. Vor allem im Jugendfußball sind die Eltern das größte Problem. Diese wollen ihre Kinder oft „beschützen“ und wissen oft nicht, dass sie dies auf dem Fußballplatz nicht können. Von diesen wünsche ich mir etwas mehr Zurückhaltung und Respekt gegenüber Gegnern, Trainern und Schiedsrichtern.“
PSK-Jugendfussball.de: „Macht dir dein Ehrenamt als Schiedsrichter noch Spaß? Kannst du dies auch anderen Jugendlichen empfehlen? Falls ja, was macht den Reiz aus?“
Patrick: „Es macht Spaß! Und das ist auch sehr wichtig. Auf dem Platz zu stehen und auch in kritischen Momenten die Richtige Entscheidung zu treffen. Außerdem hat man deutlich bessere Chancen in höhere Spielklassen zu kommen, als wenn man selber spielt. Die Schiedsrichterei sorgt auch für eine sehr gute Persönlichkeitsentwicklung. Außerdem hat man freien Eintritt zu allen Stadien in Deutschland und bekommt zusätzlich auch noch einen kleinen Betrag, um sein Taschengeld aufzubessern ;-).
Du hast Interesse? Dann schau doch mal im Internet beim Badischen Fußballverband vorbei und melde dich zum nächsten Schiedsrichterlehrgang an.“
Danke Patrick für das Interview, aber vor allem für dein Ehrenamt. Wir wünschen dir weiter viel Spaß beim Schiedsen.